Rebecca Götz bei einer Forschungsexpedition zum nördlichsten Punkt Europas
Im Juli dieses Jahres fand eine 12-tägige Forschungsexpedition der IJM Stiftung Heidelberg zum Nordkap statt, bei der die Natur und die Besonderheiten der nordischen Länder erkundet wurden. Insgesamt 36 junge Menschen aus dem deutschsprachigen Raum nahmen an der faszinierenden und informativen Forschungsreise teil.
Ein wichtiger Teil der Vorbereitung bestand darin, Sponsoren für die Forschungsreise zu suchen. Dadurch knüpfte ich wertvolle Kontakte und hatte einen regen Austausch mit verschiedenen Unternehmen. Besonders bedanken möchte ich mich bei ACPS Automotive und Bäckerei Katz, die es mir ermöglichten, an dieser spannenden Expedition teilzunehmen.
Die Forschungsexpedition begann in Heidelberg, einen Tag nach meiner letzten mündlichen Abiturprüfung. Der Countdown lief, und bevor wir um 21 Uhr mit dem Reisebus Richtung Norden aufbrachen, standen noch einige organisatorische Punkte auf dem Plan. In einer entspannten Runde konnten wir uns kurz kennenlernen, bevor die Betreuer uns einen Überblick über die bevorstehende Forschungsreise gaben. Doch zu diesem Zeitpunkt fühlte sich alles noch ein wenig surreal an.
Anschließend brainstormten wir in Gruppen verschiedene Forschungsfragen, die wir dann sortierten und uns in sechs Teams aufteilten. Themengebiete waren zum Beispiel der Klimawandel, Infrastruktur, Kultur und die Veränderung der Flora und Fauna. Spannende Ideen kamen auf – und während der Reise hätten wir noch viele weitere interessante Fragen entdeckt, aber da war es leider schon zu spät, sie noch umzusetzen.
Ich entschied mich zunächst für die Gruppe „Infrastruktur“, allerdings wechselten wir die Gruppen täglich. Gemeinsam mit meinen Teammitgliedern erstellten wir einen Fragebogen, den wir täglich von mindestens fünf Einheimischen ausfüllen ließen. Wir fragten unter anderem nach der Entfernung zum nächsten Krankenhaus oder zur Schule sowie zur Verfügbarkeit von öffentlichem WLAN. Um den nächsten Gruppenmitgliedern eine klare Orientierung zu geben, formulierten und dokumentierten wir alles sehr genau, was sich bis zum nächsten Abend zog.
Schon am ersten Halt konnten wir die ersten Personen befragen und erfuhren unter anderem, dass an den Bushaltestellen QR-Codes angebracht sind, die anzeigen, wann der nächste Bus kommt, und über die auch Tickets gekauft werden können. Gleichzeitig untersuchte das Flora-und-Fauna-Team die Pflanzenwelt und nahm Wasserproben. Zum Frühstück gab es einen leckeren Nusszopf und belegte Brötchen, die uns die Bäckerei Katz zur Verfügung gestellt hatte.
Am Nachmittag erreichten wir die Hauptstadt Dänemarks. Auf Kopenhagen habe ich mich im Vorfeld sehr gefreut, weil dort einige Gebäude des dänischen Architekten Bjarke Ingels stehen, der noch montags Thema meiner mündlichen Prüfung war. Zwar konnten wir die Stadt nicht auf eigene Faust erkunden, doch eine geführte Stadtrundfahrt bot uns einen guten Überblick. Besonders beeindruckte mich die Müllverbrennungsanlage CopenHill, die von der Bjarke Ingels Group renoviert wurde. Jetzt kann dort auch geklettert oder auf dem Dach Ski gefahren werden.
Auf der Fahrt hielten wir immer an größeren Raststätten, meist mit Ikea. Dort verbrachten wir auch die meiste Zeit mit dem Hintergrund möglichst viele Menschen zu befragen. Jedoch hatten wir so weniger Zeit in Nationalparks, die sehr spektakulär waren. Zum Beispiel der Store Mosse Nationalpark. Dort liegt das größte Moor Schwedens südlich von Lapland. Aber auch der Skuleskogen Nationalpark war in geographischer Hinsicht sehr interessant. Dort hebt sich der Boden durchschnittlich um 1cm pro Jahr, weil früher dort ein kilometerdicker Gletscher war.
Trotz allem haben uns die Betreuer viele Freiheiten gelassen. Wir durften oft in kleinen Seen schwimmen und spannende Ausflüge unternehmen. Ein Highlight war das gemeinsame Volleyballspiel vor einem atemberaubenden Sonnenuntergang. Auch in Umeå hatten wir die Möglichkeit, direkt am Hotel in einem Fluss zu schwimmen. Abends saßen wir oft mit den Betreuern zusammen und tauschten Geschichten aus. Dabei lernte ich einige interessante und inspirierende Persönlichkeiten und Lebensweisen kennen.
Unser Schlafrhythmus geriet etwas durcheinander, da es immer später dunkel wurde. Dadurch vergaßen wir die Zeit und wurden nicht richtig müde, das merkten wir vor allem auf den langen Busfahrten.
Bevor wir am siebten Tag das Nordkap erreichten, badeten wir im Nordpolarmeer – ein echtes Highlight. Ich sprang als Erste in das glasklare, aber auch eiskalte Salzwasser. Es war ein phantastisches Gefühl und ich gewöhnte mich schnell an die Temperatur.
Das Nordkap selbst ist ein magischer Ort, der Abenteurer und Naturliebhaber aus aller Welt anzieht. Der Nebel und die Sichtung eines Wals verstärkten den mystischen Effekt. Nach leider nur zwei Stunden am Nordkap kehrten wir ins Hotel zurück, um noch einige Forschungsarbeiten zu erledigen. Um Mitternacht trafen wir uns jedoch noch einmal, um die Mitternachtssonne zu erleben. Auch wenn sie sich hinter den Hügeln und Wolken versteckte, war es faszinierend zu erleben, dass es um diese Uhrzeit noch taghell war.
Wir befanden uns zwischenzeitlich nur 40 km von der russischen Grenze entfernt und übernachteten nicht viel weiter. Während die meisten in unserer Gruppe früh ins Bett gingen, entschied ich mich, den Abend mit den Betreuern ausklingen zu lassen. Hätten wir unsere Zeit besser eingeplant, hätten wir die Gelegenheit nutzen können, die faszinierende Mitternachtssonne in voller Pracht zu erleben.
Die Rückfahrt durch Finnland verlief weniger ereignisreich, doch wir konnten die Veränderung der Landschaft erneut beobachten: Die Bäume wurden wieder höher, und die Stämme dicker. Auf unserem Weg besuchten wir Helsinki und Stockholm, wo wir jeweils eine Stadtrundfahrt machten. Die Stadtführerin von Helsinki lobte das Buffet der Fähre, und wir freuten uns alle darauf, richtig zuzuschlagen. Während der Fahrt fuhren wir an vielen kleinen Schäreninseln vorbei – ein besonders faszinierendes Erlebnis, da ich die Küstenformen aus meinem Geographieunterricht kannte und sie nun live erleben durfte. Am nächsten Morgen legten wir in Stockholm an und starteten um 7 Uhr eine Stadtrundfahrt, was für manche eine große Herausforderung darstellte, da sich der Schlafmangel der letzten Tage bemerkbar machte.
Die Führung war abwechslungsreich, und wir erkundeten gemeinsam die vielen Stadtviertel Stockholms. Auf der anschließenden Busfahrt begannen wir mit der Auswertung unserer gesammelten Daten und untersuchten Auffälligkeiten, um Zusammenhänge herzustellen. Nur eine Gruppe schaffte es nicht, vor der letzten Fährfahrt fertig zu werden. Die anderen genossen die Fahrt auf dem Sonnendeck und teilten die letzten Details ihrer Geschichten, bevor uns nach der Fähre die ersten schon verließen.
Um fünf Uhr morgens kamen noch 16 von 36 Teilnehmenden in Heidelberg an. Für die meisten ging die Reise mit dem Zug weiter nach München, Leipzig oder sogar in die Schweiz und nach Österreich. Insgesamt konnte ich durch diese Reise viele Eindrücke, Erfahrungen und Erinnerungen sammeln. Ich erlebte vieles, was ich in meinem Geografie-Leistungskurs gelernt habe, hautnah – von den verschiedenen Küstenformen bis zur Landschaftsprägung durch die Gletscher der letzten Eiszeiten. Die intensiven Erlebnisse in den beeindruckenden Landschaften des Nordens und die Begegnungen mit außergewöhnlichen Menschen eröffneten mir neue Perspektiven. Ich kehre nicht nur mit Daten und Forschungsergebnissen zurück, sondern auch mit besonderen Freundschaften und Erinnerungen, die mich noch lange begleiten werden.
1. Video: Skuleskogens Nationalpark
2. Der Polarkreis in Santa Claus Village,
3. Die ersten Rentiere (versperren des Öfteren den Weg und wir haben auch weiße gesehen),

4. Fjord von Alta,

5. Späte Sonne in Alta,

6. Walsichtung am Nordkap,
7. Nordkap,

8. Rückweg am Porsanger Fjord