Wie viele Bäume müssten wir eigentlich pflanzen, um das CO2 auszugleichen, das jedes Jahr weltweit duchs „Surfen“ und durch Streamingdienste wie z.B. Netflix entsteht? Wie hoch ist die Zahl der Kinder, die in Deutschland körperliche Gewalt erfahren? Sind Männer und Frauen bei uns wirklich gleichberechtigt?
Mit diesen und weiteren Fragen rund um das Thema Nachhaltigkeit ging es mit einem Quiz am 14.11. in die 4-stündige KickOff-Veranstaltung zu einem Pilotprojekt im Fach Ethik, das an das Lernformat FREI DAY angelehnt ist.
Was ist der FREI DAY?
Beim FREI DAY beschäftigen sich Kinder und Jugendliche mit sozialen und ökologischen Herausforderungen, die sich an den 17 Nachhaltigkeitszielen der Vereinten Nationen, den SDGs (Sustainable Development Goals), orientieren. Sie finden nicht nur Antworten auf Fragen wie die eingangs gestellten; sie entwickeln gemeinsam mit anderen Schüler:innen konkrete Lösungen für die gesellschaftlichen und ökologischen Herausforderungen in ihrer Umgebung und setzen diese als eigenes Projekt selbstständig um: an ihrer Schule, in ihrer Stadt. Dabei recherchieren, planen und probieren sie selbst, wie sie ihre Projektideen in die Tat umsetzen können. Lehrer:innen wechseln ihre Rolle und werden zu Lernbegleiter:innen.
Austausch mit Expert:innen
Zu jedem FREI DAY-Projekt gehört dazu, dass die Schüler:innen sich Expert:innen außerhalb der Schule suchen, die sich mit ihrem Projektthema auskennen und sie unterstützen können. Damit Gespräche und Interviews mit solchen Expert:innen schonmal ausprobiert werden konnten, waren beim KickOff gleich mehrere am Start: Katja Bald und Anette Krause von foodsharing e.V. Ludwigsburg haben über das Thema Lebensmittelverschwendung informiert – und vor allem darüber, was wir dagegen tun können. Ella Buchholz, eine Schülerin eines Gymnasiums in Vaihingen/Enz, hat berichtet, wie eine nachhaltige Schülerfirma funktioniert und wie Kleidung nachhaltig hergestellt werden kann. Martha Albinger (AK Asyl Ludwigsburg) und Olaf Oehmichen (SRARH Seenotrettung gUG) haben über die Rettung von Menschen im zentralen Mittelmeer und über die Situation von Geflüchteten in Ludwigsburg gesprochen.
Planung und Organisation:
Geplant wurde die KickOff-Veranstaltung von einem gemischten Team: Neben den beiden Lehrkräften, Frau Oehmichen und Frau Schneider, waren aus jeder der beiden Ethikgruppen auch jeweils zwei Schüler:innen an der Planung beteiligt, die ihre Wünsche und Ideen einbringen konnten – und auch, neben weiteren Schüler:innen – Verantwortung für den Ablauf übernommen haben. So war zum Beispiel eine Gruppe verantwortlich für das Herrichten des Büffets aus geretteten Brötchen, Brezeln und „Berlinern“, eine andere für die Fotodokumentation der Veranstaltung.
Erste Projektideen
Mittlerweile haben sich die Jugendlichen in insgesamt 11 Projektgruppen zusammengefunden erste Ideen entwickelt – von einem DIY-Projekt zum Nachhaltigkeitsziel „Leben unter Wasser“ über den Bau von bepflanzten Holzbänken mit Diversity-Statements für den Schulhof bis hin zu einer Kartierung von Mehrweg-ToGo-Systemen in Kooperation mit der Nachhaltigkeitsbeauftragten der Stadt Ludwigsburg ist alles dabei. Am Ende des Schuljahrs wird dann in einem „Markt der Möglichkeiten“ sichtbar gemacht, welche nachhaltigen Veränderungen im Rahmen der FREI DAY-Projekte an der Schule oder darüber hinaus erreicht wurden.
Bei der Bewertung steht jedoch nicht in erster Linie das Ergebnis, sondern der Prozess im Mittelpunkt. Übers Jahr hinweg finden Coachinggespräche statt, und auch Scheitern darf gelernt werden, ohne dass es Notenabzug gibt.
Zu den Quiz-Fragen vom Anfang haben die Schüler:innen die richtigen Antworten gefunden – die waren zum Teil überraschend und oft erschreckend: Um die Schäden auszugleichen, die durchs Surfen entstehen, müssten jedes Jahr 39 Milliarden Bäume gepflanzt werden. Fast jedes vierte Kind in Deutschland wird von seinen Eltern oder einem Elternteil geschlagen. Deutschland ist weit entfernt von der Gleichberechtigung der Geschlechter: Nur etwa ein Drittel der Bundestagsabgeordneten sind Frauen – hier sind Staaten wie Ruanda, Kuba oder Nicaragua deutlich besser aufgestellt.
Viel Luft nach oben in Sachen Nachhaltigkeit also – weltweit, in Deutschland, aber auch vor unserer Haus- bzw. Schultür. Für die nächsten Monate geht es beim FREI DAY in Klasse 7 um die Frage, wie wir zusammen dafür sorgen können, in unserer unmittelbaren Umgebung Dinge so zu verändern, dass nachhaltiges Verhalten für alle leichter wird!