Als Frau Hecker mir im Frühjahr sagte, dass sie mich für die Science Academy 2023 nominieren würde, war ich begeistert – und vor allem überrascht. Ich, in einem Programm für Hochbegabte??? Und als dann auch noch die Zusage aus Adelsheim kam, konnte ich es nicht fassen. Damals hatte ich aber noch keine Ahnung, dass dieses Erlebnis ein absoluter Höhepunkt meines bisherigen Lebens sein würde.
Zuerst hatte ich aber meine Vorurteile. Ich las Berichte von Teilnehmern aus früheren Jahren, aber nichts, das mir die Zweifel nahm. „Was, wenn sie alle schlauer sind als ich?“, „Was, wenn sie mich nicht verstehen?“ Ich stellte mir eine Akademie vor, in der alle Überflieger sein würden außer mir.
Ende Juni fand das Kennenlern-Wochenende statt. Und plötzlich waren meine Zweifel weg. Nicht, dass die anderen nicht alle Überflieger waren, aber sie waren alle unglaublich herzlich und nett. Und mein Kurs – in dem es um Philosophie gehen würde – war aufregend, lustig und inspirierend. Die Kursleiter wussten, wie man schwierige Themen spannend verpackt und wie man die Gruppe bei Laune hält.
Es gab sechs Kurse: Astronomie, Physik, Chemie, Medizin, Mathe und Philosophie. Die Schüler wurden schon vorher von der Academy in die Kurse eingeteilt. Da ich mich sehr für grundlegende Fragen interessiere, passte der Philosophiekurs sehr gut zu mir. Andere Jugendliche befassten sich in ihren Gruppen mit Elektromagnetismus, mit Datenanalyse, mit dem Blutkreislauf oder mit Reisen zu fernen Exoplaneten. Bei den gemeinsamen Aktivitäten, z.B. beim Essen, beim Sport oder bei den kursübergreifenden Angeboten (küAs), haben wir uns gegenseitig kennengelernt und ausgetauscht.
Nach dem ersten Wochenende konnten wir es kaum abwarten, uns wiederzusehen und richtig loszulegen. Das taten wir dann in den letzten beiden Wochen der Sommerferien. In dem Philosophiekurs beschäftigten wir uns hauptsächlich mit der Frage: „Was ist der Mensch?“
Im Laufe des Kurses lernten wir über Philosophen wie Sokrates, Platon, Aristoteles, Kant, Schopenhauer, Hobbes, Rousseau und andere, die uns auf unserer Suche nach der Essenz des Menschen weiterbrachten. Die Kursleiter versuchten jeden Tag Theorie und Praxis zu kombinieren und in Kleingruppen zu vertiefen, indem sie Fragen stellten wie: „Ist der Mensch komplett frei oder determiniert?“, „Ist der Mensch von Grund aus gut oder böse?“ usw. Dazu las die Gruppe meist zwei konträre Texte zu solchen Fragen, über die wir dann gemeinsam Fragen stellen oder unsere eigene Meinung äußerten. Schließlich versuchten die Kursleiter die Inhalte konkret zu machen, zum Beispiel in einem Gerichtsverfahren, einem Stammtischtreffen oder sogar einem Rapbattle. Dies brachte die Kursteilnehmer schnell ins Gespräch und führte manchmal sogar außerhalb des Kurses zu langen Streitgesprächen. In jedem Kurs gibt es auch Schülermentoren, die eine Verbindung zwischen den Schülern und Kursleitern schafften und nach dem Wohl von den Kursteilnehmern schauten. Der Schülermentor in unserem Kurs hat uns sogar noch selbstständig unterrichtet.
In diesen zwei Wochen gab es aber auch wie schon gesagt Aktivitäten, die die Teilnehmer aller Kurse zusammen machten. Eine wichtige Veranstaltung, die jedes Jahr durchgeführt wird, ist das Sportfest, wo die Kurse gegeneinander antreten. Ich kann mit Stolz berichten, dass der Philokurs zum ersten Mal in der ganzen Geschichte der Sommerakademie den ersten Platz gewonnen hat! Außerdem gingen die Gruppen auf Exkursionen – zusammen und getrennt. Was uns aber am meisten zusammenbrachte, waren die küAs. Abends konnte man bei verschiedenen Angeboten mitmachen, wie z.B Keramik, Tanzen, Powerpointkaraoke, Wildhüter usw. Mittags gab es die beste küA überhaupt: Theater.
Um zu erfahren, womit sich die anderen Kurse beschäftigten, mussten alle Gruppen jeweils nach der ersten und zweiten Woche eine Präsentation halten. Dies wurde am Abend mit einer großen Party gefeiert.
Mitte Oktober kamen wir dann ein letztes Mal zum Dokumentations-Wochenende zusammen, um, wie der Name schon sagt, einen Bericht (eine Dokumentation) zu unserem Kursinhalt zu schreiben. Für uns Teilnehmer war es vor allem eine schöne Möglichkeit, uns alle noch einmal zu sehen. Mit viel Tränen und Lachen wurde es dann auch Zeit, sich zu verabschieden von diesem unvergesslichen Erlebnis.
Daher bin ich unglaublich dankbar – für die Kursleiter und Schülermentoren, die mir gezeigt haben, das man immer mehr wissen kann, für die Stücke, die ich aufführen und die Gedichte, die ich hören konnte, für die Leute, die mir die Liebe am Lernen zurückgegeben haben und für die neuen Vorbilder, die mir eine wichtige Tür im Leben geöffnet haben. Und vor allem danke ich mit ganzem Herzen Frau Hecker und dem OHG, ohne die das alles nicht möglich gewesen wäre.
Helen Enke (9. Klasse)